Es heißt oft, unsere wichtigste Beziehung ist die zu uns selbst. Von unserem ersten Atemzug an sind wir mit uns selbst zusammen – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Niemand weiß mehr über unsere tiefsten Ängste, Wünsche oder Gedanken als wir selbst.
Erstaunlicherweise fällt es uns aber oft überraschend schwer, uns selbst zu verstehen.
Hat Sie schon einmal jemand gefragt, was Sie sich vom Leben wünschen oder was Ihre Grundwerte sind? Und mussten Sie länger darüber nachdenken, obwohl Sie die Antworten eigentlich parat haben sollten?
Selbst wenn Sie Ihre Vorlieben, Abneigungen und Charakterzüge gut kennen und eine Vorstellung davon haben, was Ihnen im Leben wichtig ist und was Sie erreichen möchten, ist dies nicht dasselbe wie tief gehendes, echtes Bewusstsein und Verständnis für sich selbst.
Gerade in den letzten Jahren sind Selbstkenntnis und Selbstwahrnehmung zu einem wichtigen Thema geworden. Doch was bedeutet das wirklich, und wie können wir uns selbst gut genug kennenlernen, um unser volles Potenzial zu entfalten?
Was ist Selbstkenntnis?
Im Wesentlichen bedeutet Selbstkenntnis, dass man sich selbst wirklich kennt und versteht. Doch wie die meisten Dinge im Leben ist das gar nicht so einfach. Selbstkenntnis wird oft missverstanden; sie hat viele verschiedene Ebenen und tritt auf höchst unterschiedliche Weise in Erscheinung.
Selbstkenntnis ist nicht angeboren, sondern etwas, das man Schritt für Schritt erlernen muss. Wir erkennen zwar mit der Zeit, dass und wie wir uns von anderen unterscheiden, und werden uns unserer Umwelt bewusst, aber wahre Selbstkenntnis ist nicht selbstverständlich.
Bei Selbstkenntnis geht es nicht nur darum, die eigenen einzigartigen Persönlichkeitsmerkmale, Verhaltensmuster und Werte zu kennen. Selbstkenntnis bedeutet auch zu verstehen, wie diese sich auf die verschiedenen Aspekte unseres Lebens auswirken, insbesondere auf unsere Beziehungen und unsere Mitmenschen.
Was Menschen so interessant macht, sind ihre Unterschiede. Die Welt wäre ja schließlich ein ziemlich langweiliger Ort, wenn wir alle gleich und immer einer Meinung wären und an den gleichen Dingen Freude hätten.
Begegnungen mit Menschen mit anderen Ansichten, Lebensweisen und Persönlichkeiten sind eine Gelegenheit für persönliches Wachstum: eine Chance, andere Perspektiven kennenzulernen, mehr Verständnis, Mitgefühl und Empathie für andere zu entwickeln, aber auch mehr Verständnis dafür zu gewinnen, wer wir selbst sind und was wir zur Gemeinschaft beitragen können.
Die verschiedenen Ebenen der Selbstkenntnis und wie sie uns helfen
Wie bereits erwähnt, bedeutet Selbstkenntnis nicht nur, uns selbst zu verstehen, sondern auch zu erkennen, welche Wirkung wir auf unsere Mitmenschen haben, und was uns dabei hilft oder daran hindert, unser Potenzial voll auszuschöpfen.
Wir unterscheiden daher zwei Ebenen der Selbstkenntnis:
Innere Selbstkenntnis: Hier geht es darum, sich selbst kennenzulernen. Ebenso geht es aber auch darum, uns selbst so anzunehmen und zu zeigen, wie wir sind. Denn nur dann können wir ein glückliches und erfülltes Leben führen und unser Potenzial voll ausschöpfen.
Wenn Sie ein hohes Maß an innerer Selbstkenntnis erreicht haben, können Sie Fragen über Ihre Lebensziele und Grundwerte problemlos beantworten. Sie erkennen Ihre Stärken und Schwächen an und sind nicht Spielball Ihres eigenen Egos.
Durch das Vertiefen Ihrer inneren Selbstkenntnis werden Sie sich der Lücken und Bereiche bewusst, an denen Sie arbeiten könnten. Dafür gibt Ihnen Ihre Selbstkenntnis eine ehrliche, objektive Grundlage. Sie hilft Ihnen, weder zu streng mit sich selbst sein, noch in Selbstmitleid zu versinken.
Äußere Selbstkenntnis: Für die nächste Ebene der Selbstkenntnis müssen wir verstehen, wie andere uns sehen. Unser eigenes Selbstbild unterscheidet sich häufig erheblich von der Wahrnehmung anderer Menschen; dies gilt für negative ebenso wie für positive Eigenschaften.
Haben Sie jemals andere gebeten, Sie mit wenigen Worten zu beschreiben, und waren von den Antworten überrascht?
Wenn wir akzeptieren können, dass Dritte uns anders – egal ob besser oder schlechter – sehen als wir selbst, ist das eine Chance, in uns zu gehen und mehr darüber zu lernen, wer wir wirklich sind und warum wir so wahrgenommen werden.
Hier geht es nicht darum, dass wir uns ändern müssen oder etwas falsch machen. Wir sollten uns einfach nur mit dem Gedanken anfreunden, dass sich unsere Selbstwahrnehmung nicht immer damit deckt, wie wir anderen gegenüber in Erscheinung treten.
Besonders oft ist dies der Fall, wenn wir es nicht wagen, unserer eigenen Persönlichkeit und unseren Gefühlen treu und wirklich wir selbst zu sein, und uns stattdessen so geben, wie wir meinen, dass andere es von uns erwarten.
Warum Selbstkenntnis so wichtig ist
Selbstkenntnis ist eine unserer wichtigsten Fähigkeiten. Sie hilft uns nicht nur zu verstehen, wer wir sind, und ein authentisches und erfülltes Leben zu führen. Sie gibt uns vor allem mehr Mitgefühl, Verständnis und Empathie und ermöglicht uns, bessere Beziehungen in unserem Privat- und Berufsleben zu führen.
Nach diesen schwierigen letzten Jahren bewerten vielleicht auch Sie zum Jahreswechsel verschiedene Dinge wie beispielsweise Ihre berufliche Laufbahn neu oder überlegen, wer Sie in dieser neuen Welt sein wollen.
In diesem Fall wird Selbstkenntnis Ihnen helfen, Fragen auf viele Antworten zu finden.